Fenchel – Wirkung, Anwendung und Studien
Fenchel ein Kraut zwischen Magie und Heilkraft
Fenchel gehört zu den ersten Heilkräutern, die ein Mensch bekommt. Schon kleine Babys, nur wenige Tage alt, lernen den Fencheltee kennen, denn er ist ein bewährtes Hausmittel gegen Bauchkneipen. Fenchel kann aber noch eine ganze Menge mehr und ist ein leckeres Gemüse für vielerlei Gerichte. In der Küche wird Fenchel heute etwas argwöhnisch beobachtet. Das liegt wohl an dem speziellen Geschmack der Pflanze. Dabei unterscheiden sich Fenchelsamen und Fenchelknolle im Geschmack gravierend im Aroma. Außerdem bringt Fenchel jede Menge Vitamin C aber nur wenig Kilokalorien mit.
Fenchel – woher kommt er?
Fenchel ist in Nordafrika, den Kanarischen Inseln, der Ukraine, Pakistan, Georgien und Westasien beheimatet. Und auch in Südeuropa ist er zu finden. In einigen Regionen lebt sie als Neophyt. Am besten gedeiht Fenchel auf einem trocknen Boden, der nährstoffreich ist. Optimal ist milder bis mäßig saurer Lehmboden. Das Klima sollte wintermild sein.
In unseren Gärten gedeihen derzeit drei Varietäten:
- Wilder Fenchel oder Bitterfenchel
- Gemüsefenchel, Zwiebel- oder Knollenfenchel
- Gewürzfenchel oder Süßfenchel
Angebaut wird die Pflanze schon lange. Namen wie Enis, Brodsamen, Femis, Fenikraut oder Fenikl halten sich noch heute. Fenchel ist eine alte, ursprünglich mediterrane Kulturpflanze. In Mitteleuropa verwildert das Heilkraut gelegentlich. Es benötigt einen warmen Standort mit einem mäßig trockenem, nährstoffreichen Boden. Im Garten wird er Anfang Juli ausgesät. Eine verfrühte Aussaat verhindert beim Knollenfenchel die Bildung der Knolle.
Fenchel kannte schon Hippokrates
Fenchel ist schon über Jahrtausende als Heilpflanze bekannt. Es war vor allem der Wilde Fenchel, der von Ärzten und Heilkundigen genutzt wurde. In Mesopotamien wurden Umschläge mit dem Heilkraut gegen Lungenentzündungen eingesetzt. Auch die Griechen, Ägypter und Römer wussten von der Heilkraft des Fenchels und nutzten ihn bei Blähungen, Husten und Verdauungsbeschwerden.
Lange Zeit war nichts mehr vom Fenchel zu lesen und zu hören. Nach den Völkerwanderungen musste die Pflanze erst wieder rekultiviert werden. Karl der Große sorgte im 9. Jahrhundert dafür, dass der Fenchel wieder angebaut wurde. Fenchel stand auf der Liste der Kräuter und Gemüse, die der große König für den Anbau empfahl. Allerdings war der Fenchel schon 200 Jahre später wieder beliebt wie eh und je. In englischen Haushalten wurden pro Monat elf Pfund Fenchelsamen verbraucht. Fenchelsamen wurde gemahlen oder ganz in der Küche verwendet.
Viele Jahrhunderte später stieg der Fenchel vom Gewürz- und Heilkraut zum Gemüse auf. Alexandre Dumas schrieb: “Man isst Fenchel wie Sellerie, und nicht selten trifft man auf einfaches Volk, das seinen Fenchel unterm Arm mit sich trägt, um ihn mit Brot zum Mittag- oder Abendessen zu verzehren.“ In vielen Regionen wird der Fenchel auch als Florentiner Fenchel bezeichnet. Man vermutet, dass die reiselustigen Briten den Begriff prägten, weil sie den Fenchel wohl zuerst in den Florenzer Gasthäusern aßen.
Auch Hildegard von Bingen kannte und verehrte den Fenchel. Sie schrieb in ihrem Kräuterbuch über den Fenchel: „Wie auch immer er gegessen wird, macht er den Menschen fröhlich und vermittelt ihm angenehme Wärme und guten Schweiß und eine gute Verdauung.“
Übrigens wurde Fenchel im Jahr 2002 zur „Arzneipflanze des Jahres“ gewählt. Trotzdem ist nicht jeder vom Fenchel überzeugt, denn sein eigenwilliger Geschmack ist für manchen gewöhnungsbedürftig. Besonders in Deutschland gehört das Gemüse nicht zu den Leibgerichten und erobert sich erst nach und nach seinen Platz. Ganz anders in Italien, wo jährlich über 5 Kilogramm Fenchel pro Kopf gegessen werden.
Fenchelknolle oder Fenchelsamen?
Fenchel ist eine mehrjährige, sehr krautige Pflanze, die über zwei Meter hoch werden kann. Durch die enthaltenen ätherischen Öle verströmt Fenchel einen sehr aromatischen und typischen Geruch. Heute werden drei Sorten von Fenchel genutzt.
Der Klassiker ist der Wilde Fenchel. Er wird meist in südöstlichen Ländern angebaut. Die Fenchelart mit dem botanischen Namen Foeniculum vulgare var. vulgare gehört zu den Doldenblütlern. Er ist verwandt mit Anis, Dill und Kümmel. Der Wilde Fenchel oder Bitterfenchel wurde als traditionelles pflanzliches Arzneimittel vom Herbal Medicinal Product Committee eingestuft. Verwendung finden die Früchte und das daraus gewonnene ätherische Fenchelöl.
In die Pfanne und auf den Tisch kommt der Knollenfenchel, der eine typische Knolle am unteren Ende ausbildet. Er wurde aus zwei wilden Fenchelsorten gezüchtet und ist einjährig. An einem sehr sonnigen Standort gedeiht der Knollenfenchel auch mühelos im Garten. Ohne Sonne bildet die Pflanze keine Knolle aus. Von der Pflanze wird die Knolle als Gemüse verwendet. Aus Blättern und Stielen entsteht ein Fencheltee.
Der Gewürzfenchel wird überwiegend in Frankreich angebaut. Die Fenchelsorte benötigt nicht viel Pflege und kann auch im Garten angebaut werden. Sie ist winterhart und robust. Verwendet werden die Früchte und Samen der Pflanze, die zum Würzen perfekt sind. Außerdem wird die Pflanze als Heilpflanze verwendet. Gewürzfenchel hat ein leicht süßliches Aroma und verströmt einen intensiven Duft.
Was macht den Fenchel so gesund?
Wie bei vielen Gemüsearten besteht auch der Fenchel zum größten Teil aus Wasser. Das Kalorienkonto belastet das Gemüse lediglich mit 19 kcal/100g. Damit gehört das Gemüse mit dem intensiven Aroma zu den kalorienarmen Sorten. Dafür punktet der Fenchel mit ätherischen Ölen, die vorrangig für die gesundheitlichen Heileigenschaften der Pflanze verantwortlich sind. Die ätherischen Öle im Fenchel unterstützen die Verdauung, wirken entzündungshemmend und fördern die Durchblutung. Fenchel ist besonders für Magen, Leber und Nieren ein starkes Heilmittel. Obendrein liefert Fenchel reichlich Vitalstoffe, die leicht zur Deckung des Nährstoffbedarfs beitragen.
Fenchel hat viele hochwertige Inhaltsstoffe. Auf 100 Gramm Fenchel kommen:
- Kohlenhydrate: 2,8 g
- Ballaststoffe: 2 g
- Protein: 1,4 g
- Wasser: 86 g
- Vitamin C: 93 mg
- Vitamin A: 783 µg
- Vitamin B1: 0,03 mg
- Vitamin B2: 0,11 mg
- Vitamin B6: 0,1 mg
- Kalium: 395 mg
- Magnesium: 12 mg
- Calcium: 38 mg
- Eisen: 2,7 mg
- Niacin: 0,2 mg
Außerdem hat die Knolle nennenswerte Mengen an Vitamin K, E und Folsäure sowie Beta-Karotin.
Was kann Fenchel?
Fenchel besitzt viele positive Eigenschaften. Nachweislich sind seine heilungsfördernden Eigenschaften bei Erkältung, Husten und Veschleimung. Fenchel verfügt aber auch über entzündungshemmende und krampflösende Eigenschaften. Er wirkt abschwellend und antioxidativ.
Fenchel bei Blähungen und Völlegefühl
Die Pflanze ist als hilfreiches Heilkraut bei Blähungen und Völlegefühl bekannt. Bereits Babys können den milden Fencheltee bei Bauchkneipen trinken. Das ätherische Öl regt die Verdauungssäfte an und entspannt den Verdauungstrakt. Dadurch lassen die krampfartigen Beschwerden schnell nach. Wer Fencheltee regelmäßig trinkt oder Fenchel in anderer Form zu sich nimmt, wird nur selten unter Blähungen leiden.
Fenchel bei Magenbeschwerden
Wer auf den Magenschnaps, der den Magen eher belastet als entlastet, verzichten möchte, greift zu Fenchel. Fenchel hat eine entspannende und krampflösende Wirkung auf den Magen und lässt Magenbeschwerden schnell verschwinden.
Fenchel bei Erkältung
Sehr beliebt ist Fenchel bei Erkältung. Festsitzender Schleim in den Bronchien wird gelöst. Fencheltee kann durch die ätherischen Öle Fenchon und trans-Anethol den Abtransport des Schleims beschleunigen.
Fenchel in der Stillzeit
Gerade in der Stillzeit sollten viele Kräuter nicht aufgenommen werden, da die Wirkstoffe an das Baby beim Stillen weitergegeben werden. Anders ist es mit Fenchel. Das Heilkraut kann auf dem indirekten Weg nicht nur Blähungen beim Baby verhindern, es regt auch den Milchfluss der Mutter an und wirkt milchbildend. Das ist besonders für stillende Mütter interessant, die nicht ausreichend Milch haben und auf sanfte Methoden zurückgreifen möchten.
Fenchel als Vitamin-B Lieferant
Vitamin B spielt eine besondere Rolle für die Gesundheit eines jeden. Auch wenn wir über ein relativ großes Vitamin-B-Lager verfügen, eine Unterversorgung hinterlässt gravierende Spuren. Besonders bei Veganern kann es schnell zu einem Vitamin B Mangel kommen, das durch die fleischlose Ernährung häufig zu wenig B Vitamine aufgenommen werden. Der Fenchel enthält fast alle B Vitamine. Lediglich Vitamin B12 fehlt.
Fenchel als Vitamin-C Lieferant
Fenchel verfügt überrascht beim Vitamin-C-Gehalt. Das Gemüse enthält doppelt so viel Vitamin C wie eine Orange. Damit ist Fenchel vor allem in der Erkältungszeit ein idealer Vitamin C Lieferant. Es lohnt sich also, eher mal auf heimisches Gemüse zurückzugreifen.
Fenchel zum Abnehmen
Auch während Diätzeiten ist Fenchel ideal, denn das Gemüse ist kalorienarm und enthält viel Wasser. Fast 80 Prozent des Gemüse ist Wasser. Auf 100 g Gemüse kommen gerade einmal 18 kcal. Damit ist der Fenchel im Rahmen einer Abnehmkur ideal.
Fenchel bei Krebs
Das Heilkraut hilft natürlich nicht gegen Krebs. Aber es kann im Zuge einer Therapie unterstützend wirken. Neusten Forschungen nach soll Fenchel nach einer Chemotherapie oder Bestrahlung positiv für den Wiederaufbau des Verdauungssystem sein. Auch bei Nebenwirkungen der Chemotherapie wie Durchfall ist Fencheltee wirksam, denn er entgiftet und unterstützt durch seine ätherischen Öle das Verdauungssystem und wirkt auch gegen Blähungen und Völlegefühl.
Fenchel wirkt auch äußerlich
Fenchel verfügt auch über eine entzündungshemmende und antiseptische Wirkung. Bei Muskelschmerzen und Rheuma hat sich das Einreiben der schmerzenden Stellen mit Fencheltee bewährt. Auch bei Augenschmerzen, Bindehautentzündung und Lidrandentzündung kann kalter Fencheltee im Teebeutel Linderung verschaffen. Ein kalter Umschlag mit Fencheltee soll bei Kopfschmerzen wahre Wunder wirken.
Fenchel für die Schönheit
Fenchel ist ein Schönmacher. Ein Aufguss aus den Wurzeln des Fenchels geben trockenem und spröden Haar Kraft und Glanz. Für den Aufguss werden eine Handvoll Fenchelwurzeln zerkleinert und mit einem ¼ Liter Wasser aufgekocht. Das ganze muss 10 Minuten ziehen uns wird dann abgeseiht. Alles abkühlen lassen und nach der Haarwäsche das Haar mit dem Fenchelaufguss spülen.
Fenchel als Räucherwerk
Räuchern hat sich wieder zur beliebten Tradition entwickelt. Auch Fenchel ist ein tolles Räucherkraut, das einiges kann. Zum Räuchern werden die Samen verwendet. Fenchel hat eine sehr anregende Wirkung. Er wärmt, baut auf, klärt und hilft bei Einsamkeit. Aufgestauter Stress kommt wieder in Fluss und auch die entspannende Wirkung und beruhigende Wirkung ist bekannt.
Früher wurde er vor allem dann geräuchert, wenn das Haus von bösen Geistern befreit werden sollte und man Mensch und Tier enthexen wollte.
Fenchel in der Küche – ein Gemüse der Superlative
Fenchel wird derzeit in der Küche als Delikatesse gehandelt. Sterneköche zaubern aus dem scheinbar so einfachem Gemüse mit intensiven Aroma kulinarische Höhepunkte für Gourmets. Das unverwechselbare Aroma des Fenchels macht ihn so einzigartig. Fenchel kann sowohl roh als auch gekocht gegessen werden. Besonders gut passt Fenchel zu Fisch, ist aber auch eine raffinierte Ergänzung zu Fleisch. Die Samen finden in Brot und anderen Backwaren Verwendung. Und selbst eingelegt ist Fenchel ein Hochgenuss.
Neben der Fenchelknolle können in der Küche auch das Kraut und die Samen verwendet werden. Die Knolle kann man kochen, braten und auch grillen. Die äußere Blattschicht sollte dazu entfernt werden. Leicht angebraten als Gemüse oder in Würfel roh im Salat verbreitet der Fenchel seinen leicht anisartigen Geschmack.
Fenchelfrüchte, die oft als Samen bezeichnet werden, sind als Gewürz ideal für deftige Gerichte. Die Früchte werden getrocknet und anschließend gemahlen. Sie können aber auch als ganze Frucht verwendet werden. In Brot schmecken Fenchelsamen sehr lecker.
Fenchelblätter werden oft etwas stiefmütterlich behandelt. Zerkleinert ergänzen sie Eintöpfe und Suppen. Dort ist von Vorteil, dass die Blätter nicht ganz so viel Aroma wie Knolle und Früchte haben. Die Blätter können aber auch roh einem Wildsalat das charakteristische Aroma verleihen.
Fenchel Rezept – Gebratener Fenchel
Gebratener Fenchel ist eine Delikatesse und leicht zu zubereiten. Das Fenchelgemüse passt gut zu Fisch, Geflügelfleisch oder Tofu.
Zutaten für 2 Personen:
- 500 g Fenchelknolle mit Grün
- ½ EL Butter
- 2 EL Olivenöl
- Pfeffer
- Salz
- 1 Prise Zucker
- 1 Spritzer Zitronensaft
Die Fenchelknolle wird gesäubert. Dabei werden die äußeren Blätter entfernt. Das Blattgrün wird zur Seite gelegt, es wird später benötigt. Die Fenchelknolle wird halbiert, der Strunk wird herausgeschnitten und die Knolle in Scheiben geschnitten. Diese sollten nicht zu dünn sein.
In einer Pfanne wird das Olivenöl erhitzt. Bei starker Hitze wird der Fenchel circa vier Minuten gebraten. Das Fenchelgemüse wird mit Salz, Pfeffer und Zucker gewürzt. Anschließend kommen die Butter und ein Esslöffel Wasser hinzu. Nun wird das Fenchelgemüse für 4 bis 5 Minuten bei mittlerer Hitze gegart. Zum Schluss bekommt das Gemüse einen Spritzer Zitrone und wird mit Salz und Pfeffer noch mal nachgewürzt.
Das Fenchelgrün wird nun klein gehackt und über das gebratene Fenchelgemüse gestreut. Sehr gut schmeckt das Gemüse zu Fisch oder hellem Fleisch.
Fenchel im Garten
Fenchel lässt sich relativ leicht im Garten anbauen. Der eigene Bedarf kann gut über den Abau im Garten abgedeckt werden. Allerdings sollte man die eine oder andere Pflanze ruhig stehen lassen, denn Fenchel wird auch von Bienen und anderen Insekten gern angeflogen. Egal ob Insektenwiese oder Bienenweide, der Fenchel lockt durch seinen intensiven Duft Insekten an. Besonders dann, wenn sich fast unscheinbaren Blüten zeigen, wird er regelrecht umschwärmt. Auch Insekten wissen eben, was gut schmeckt.
Fenchel – gegen jeden Zauber ist ein Kraut gewachsen
Fenchel wird als Berufkraut bezeichnet. Kräuter, die zu dieser Gruppe gehören, sollen Tiere, Menschen und Pflanzen gegen böse Zauber schützen. Früher trug man ein Amulett, das mit Fenchelsamen gefüllt war, um sich gegen schwarze Magie und Besessenheit zu schützen. Ein Fenchelstrauß am Johannistag an Türen und Fenster aufgehängt bannt die Gefahr des abnehmendes Lichtes. Fenchel kann aber auch anders sein: Die Hethiter haben in eimem Ritual mit Fenchel feindliche Städte verflucht.
Fenchel hat eine starke Symbolkraft. Er steht für geistige Klarheit, Ausdauer, Schutz aber auch für Erfolg, Mut und Sieg. Schlangen fressen vor der Häutung Fenchel. Deshalb steht die Pflanze auch für Verjüngung.
Wie stark der Zauber des Fenchels ist, zeigt die Geschichten der Antike. Prometheus selbst soll das Feuer in einem Fenchelsproß dem Menschen gebracht haben.